Neuer Geschichtsband zur Vormoderne erschienen - Historiker Dr. Peter Ilisch untersucht Fallbeispiele aus dem Münsterland
Mit „Vormoderne“ ist hier konkret die Zeit des Fürstbistums Münster, also vor 1803 gemeint. Die Schwerpunkte liegen bei der Siedlungsgeschichte, dem Dorf, der Kleinstadt, dem Niederadel, der Kirche in den Landkirchspielen, aber auch auf der Sozial- und Wirtschaftsgeschichte. Einleitend stellt der Autor die Anfänge der mittelalterlichen Besiedlung in den Baumbergen sowie des südlichen Kreises Coesfeld dar – und räumt dabei mit manchen Klischees auf. Es folgen die Dörfer Darfeld und Nottuln, die manche Gemeinsamkeiten in ihrer Entwicklung aufweisen – etwa beim Handwerk und beim Wirtschaften. Das Landjudentum wird anhand der kleinen jüdischen Gemeinschaft in Billerbeck untersucht, die sowohl reichere als auch ärmere Mitglieder hatte und sich behaupten musste.
Zum Themenbereich Adel sind Aspekte der Geschichte des Hauses Hameren ausgewählt, da dieses das umfassendste Archiv hat. So ließ sich die Biographie einer Frau aus der Besitzerfamilie nachzeichnen, die als Erbtochter den Erbdrosten auf Haus Darfeld heiratete und als Witwe selbstbewusst nach Hameren zurückkehrte. Andere Aspekte der Adelsgeschichte um 1600, etwa der Wechsel zum reformierten Glauben, sind am Beispiel des Hauses Buldern untersucht. Der gleichen Konfession gehörte das nach 1500 neu erbaute Haus Meinhövel im Kirchspiel Nordkirchen an, wo sich zwei benachbarte Adelshäuser befehdeten. Der Abschnitt zur Kirche stellt dar, warum in Lüdinghausen der Weihetitel von Stephanus zu Felicitas wechselte. Auch wird das Wirken der örtlichen Pastöre in Billerbeck und Darup mit seinen Hintergründen untersucht. Lebens- und Arbeitsbedingungen von Mägden und Knechten vom 15. bis zum 19. Jahrhundert wären heute so nicht mehr vorstellbar. Dörfliche Wirte schenkten nicht nur Bier und Fusel aus, sondern waren untereinander eng vernetzt und betrieben auch Handel und Finanzgeschäfte. Den Abschluss macht die Biographie eines vorindustriellen Fabrikanten in Coesfeld, der im 18. Jahrhundert einerseits Coesfelder Tabak bis in den Raum Paderborn exportierte, andererseits sein Vermögen einsetzte, um an der Lambertikirche eine weitere Vikarie zu stiften, deren Inhaber aus der Familie kommen sollten. Alles in allem also eine spannende Lektüre, die auch häppchenweise genossen werden kann.