Krisenstab Wirtschaft tagt im Kreis Coesfeld / Gesamtwirtschaftliche Lage nach wie vor stabil, aber wachsende Unsicherheiten in einzelnen Branchen
Auch Karin Eksen für den Handelsverband Westfalen-Münsterland und Renate Dölling für den Dehoga Westfalen bestätigen die schwierige Lage für den Einzelhandel und das Gastgewerbe. Der lange Lockdown beeinträchtigt die Branchen massiv; der wirtschaftliche Druck nimmt deutlich zu. Hinzu kommt die enorme Unsicherheit bei aktuell tendenziell steigenden Inzidenzen. Click & Collect-Angebote oder Lieferservices sind bei weitem nicht in der Lage, die Umsatzeinbußen aufzufangen. Auch in diesen Brachen zeichnen sich bereits Geschäftsaufgaben ab. Gerade im Gastgewerbe hat die fehlende Perspektive zudem dazu geführt, dass qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in andere Branchen gewechselt sind. Nach Auslaufen der Pandemie müsse damit in der Gastronomie mit einem nochmals verschärften Fachkräftemangel gerechnet werden, warnt Dölling.
Die pandemiebedingt beschleunigten Veränderungen im stationären Einzelhandel hat die Bezirksregierung Münster zu Anlass genommen, verstärkt die Auswirkungen auf die Entwicklung der Innenstädte in den Blick zu nehmen. Darüber berichtete Ralf Weidmann, Abteilungsleiter bei der Bezirksregierung. Das Regionale Coronaforum, ein Arbeitskreis verschiedener Wirtschaftsexperten, den Regierungspräsidentin Feller ins Leben gerufen hat, erarbeitet dazu Empfehlungen, wie sowohl kurzfristig der Handel in den Innenstädten wiederbelebt, als auch mittel- bis langfristig der Strukturwandel in den Innenstädten erfolgreich gestaltet werden kann.
Besonderes Augenmerk richtete der Krisenstab Wirtschaft ferner auf den Ausbildungsmarkt. Im Vergleich zu letzten Frühjahr ist die Zahl der Ausbildungsplatzsuchenden um 13 % massiv zurückgegangen. Hauptproblem ist dabei, dass die Schülerinnen und Schüler nicht durch persönliche Angebote der Ausbildungsberatung in den Schulen erreicht werden können. Digitale Formate sind zwar aufgebaut, können aber das persönliche Gespräch nicht ersetzen. In dieser Phase kommt den Eltern eine noch stärkere Rolle bei der Gestaltung des Übergangs von der Schule in den Beruf für ihre Kinder zu. Ein Unterstützungsangebot für Eltern ist die Internetplattform „Aus(bildungs)checker – Ausbildung im Münsterland“, die Julia Roesler, Leiterin der Regionalagentur Münsterland, vorstellte.
„Es ist erfreulich, dass wir im Kreis Coesfeld auch wirtschaftlich bislang so erfolgreich durch diese Krise kommen, auch wenn natürlich unser Fokus klar auf den identifizierten Problemfeldern liegt“, so das Gesamtfazit von Landrat Dr. Schulze Pellengahr, „der heutige Krisenstab Wirtschaft hat erneut gezeigt, wie wertvoll der regelmäßige Austausch in dieser Runde ist, um zentrale Fragen der wirtschaftlichen Entwicklung gemeinsam abzustimmen.“