Im Kreisarchiv gestöbert: Vor 20 Jahren wanderte Ministerpräsident Wolfgang Clement durch den Kreis Coesfeld
Clement hatte im Vorfeld der Landtagswahl gewettet, dass er auf Schusters Rappen von Bochum nach Münster läuft, wenn die FDP acht Prozent bekommt. Das war eingetroffen. Vom 7. bis 11. August löste der Landesvater sein Versprechen ein, verbunden mit der Bitte an die Bürgerinnen und Bürger, ihn zu begleiten und für jeden gelaufenen Kilometer eine Spende an das Hilfswerk Misereor zu entrichten. Bei bestem Sommerwetter erreichte Wolfgang Clement am 9. August den Kreis Coesfeld. Auf der Tagesetappe von Datteln nach Lüdinghausen betrat er bei Olfen das Kreisgebiet. Landrat Hans Pixa wollte den hohen Gast eigentlich an der Lippe-Überquerung des Dortmund-Ems-Kanals auf Coesfelder Gebiet während einer Wanderpause begrüßen. Da Clement aber bereits auf Recklinghäuser Seite Rast machte, betrat Pixa kurzerhand „fremdes Terrain“. Mit den Worten „Dann muss man Grenzen auch mal übertreten“ und einer kleinen Marschverpflegung begrüßte er den hohen SPD-Politiker. Über Olfen ging es dann gemeinsam mit etwa 300 Begleitern nach Lüdinghausen, wo der Tag mit einem Empfang auf der Burg Vischering stilvoll ausklang. Die Burg war am nächsten Morgen auch Ausgangspunkt für die vorletzte Etappe von Lüdinghausen über Senden bis (Münster-) Albachten. Die Tour wurde ein voller Erfolg; für viele Menschen war sie geprägt von wertvollen Begegnungen und großzügigen Gesten. Eine damals 83-jährige Lüdinghauserin und Geldspenderin verriet den Westfälischen Nachrichten: „Ich wollte immer schon mal einem ganz großen Politiker die Hand drücken, am liebsten wäre mir Adenauer gewesen“.
Text: Kreisarchivarin Ursula König-Heuer