Die jüngste Berichterstattung über die Kontrollen der Gelben Tonnen hat es gezeigt: Nicht alle Verpackungen gehören in eben diese; auch dann nicht, wenn irgendwo der Grüne Punkt aufgedruckt ist. So haben die Pizzaschachtel oder das Gurkenglas bisweilen dazu geführt, dass Gelben Tonnen nicht geleert worden sind. Denn das Duale System ist nicht die Gelbe Tonne allein. Bereits seit seinem Start 1992 ist es auch – und zwar allein - für die Glascontainer zuständig.
Nahezu alles, was als Altglas im Haushalt anfällt, war ursprünglich eine Verkaufsverpackung. Abgesehen von den Pfandflaschen gibt es dafür halt die Altglascontainer, in der Regel für Weiß-, Grün und Braunglas, ausschließlich finanziert über den Grünen Punkt.
erläutert Matthias Bücker von der Wirtschaftsbetriebe Kreis Coesfeld GmbH (WBC), zuständig unter anderem für die Öffentlichkeitsarbeit. Wohin aber mit der blauen Likörflasche oder dem orange eingefärbten Parfümflakon? Bücker:
Alles sonstige farbige Glas gehört in den Container für Grünglas. Da es nicht so häufig vorkommt, stört es hier die erforderliche Farbreinheit am wenigsten.
Verschlüsse können zwar grundsätzlich auf den Behältern bleiben, eigentlich müssen sie jedoch in die Gelben Tonnen. Bei der Aufbereitung des Altglases werden Fremdstoffe wie Plastikverschlüsse, Aluringe, Bleimanschetten oder Etiketten über verschiedene Verfahren aussortiert und anschließend ebenfalls verwertet. Das eigentliche Altglas wird zerkleinert, nochmals auf Fremdstoffe wie Keramik- oder Porzellanscherben kontrolliert und farblich nachsortiert, dann in Glasöfen eingeschmolzen und zu neuen Glasprodukten verarbeitet. Wer übrigens glaubt, dass das nach Farben sortierte Glas im Fahrzeug wieder zusammengeschüttet wird, der irrt: Ein Blick von oben auf den LKW zeigt, dass der Laderaum durch Zwischenwände in drei Kammern unterteilt ist.
Nach den Zahlen der WBC ist die Menge des erfassten Altglases mit Einführung des Dualen Systems zunächst von anfangs 14 kg pro Kopf und Jahr (1987) auf zwischenzeitig 33 kg (1996) gestiegen, dann aber in Folge der Gewichtseinsparungen sowie des Pflichtpfandes für zahlreiche Getränkeverpackungen auf 25 kg (2004) zurückgegangen. Bücker:
Außerdem haben Kunststoffe aufgrund von verschiedenen Vorteilen – sie sind leichter, billiger und weniger aufwändig zu recyceln – Glas als Verpackungsmaterial für zahlreiche Produkte ersetzt.
In der nächsten Folge unserer Serie über Müll soll dargestellt werden, welche Sammelsysteme es für Verpackungen aus Altpapier sowie für das sonstige Altpapier gibt, wie sich das Duale System an den Sammelkosten beteiligt und wie alles verwertet wird.
Stichwort Duales System:
Das Duale System bezeichnet die privatwirtschaftlich organisierte Rücknahme von Verkaufsverpackungen über ein einheitliches Erfassungssystem (z. B. Gelbe Tonnen oder Glascontainer). Es belastet daher nicht die kommunalen Müllgebühren, sondern finanziert sich ausschließlich über die Lizenzgebühren für den Grünen Punkt. Lizenzgebühren zahlen zunächst die Hersteller bzw. Vertreiber der Verpackungen ans System (an deren Betreiber und deren beauftragte Entsorger), letztendlich jedoch die Verbraucher durch die Weitergabe der Kosten über das verpackte Produkt.
Lizenzentgelte für verschiedene Verpackungen (eigene Berechnungen anhand der aktuellen (11/2005) Entgeltliste der DSD AG):
Lizenzentgelte für verschiedene VerpackungenMaterial | Cent pro Kg | Beispielprodukt | errechnete Kosten |
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Glas | 7,6 | Marmeladenglas (192 g) | 1,46 Cent |
Papier / Pappe / Karton | 20,96 | Filtertütenkarton (34 g) | 0,70 Cent |
Weißblech | 28,0 | Dose Katzenfutter (37 g) | 1,04 Cent |
Aluminium | 75,6 | Joghurtdeckel (0,5 g) | 0,04 Cent |
Kunststoffe | 140,3 | Joghurtbecher (10 g) | 1,40 Cent |
Tetrapacks | 77,5 | Getränkekarton 1 Liter (25 g) | 1,93 Cent |
sonstige Verbunde | 104,5 | Kaffeevakuumverp. (10 g) | 1,05 Cent |
Naturmaterialien | 10,2 | | |