„Stolpersteine“ erinnern an jüdische Bürger; Doppelausstellung zum Denkmal in der heutigen Zeit
„Hier wohnte.....“: In vielen deutschen Städten blitzen im grauen Straßenpflaster ab und zu goldene Plaketten auf, deren Inschrift mit diesen beiden Worten beginnt. Es sind die so genannten „Stolpersteine“, die mit Namen, Geburts- und Tötungsdatum an Menschen erinnern, die im Nationalsozialismus verfolgt und ermordet wurden. Das Thema greift nun eine Doppelausstellung in der Bezirksregierung Münster auf, die noch bis zum 18. November 2009 zu sehen ist - und auch einen starken inhaltlichen Bezug zum Kreis Coesfeld aufweist, wie Kreisarchivarin Ursula König-Heuer erläutert.
Denn inzwischen hat der Künstler Gunter Demnig, der in den 1990er-Jahren in Köln mit dem Projekt begonnen hat, auch in vielen Orten des Münsterlandes die „Stolpersteine“ vor den ehemaligen Häusern jüdischer Bürger verlegt:
Im Kreis Coesfeld erinnern Dülmen, Havixbeck, Lüdinghausen und Nottuln auf diese Weise an ihre ermordeten Bürgerinnen und Bürger jüdischen Glaubens, berichtet König-Heuer. So zeigt zum einen die Wanderausstellung „Stolpersteine - Gunter Demnig und sein Projekt“, zum anderen die vom Verein „Spuren finden e.V.“ in Münster erarbeitete Ausstellung die „Stolpersteine in der Gedenkkultur des Münsterlandes“. Neben den Stolpersteinen werden andere Erinnerungszeichen an den politischen Tod im 20. Jahrhundert aufgenommen, darunter auch Kriegerdenkmäler, die im Kontext ihrer Zeit zu sehen sind und heute vielfach für Diskussionsstoff sorgen. Die Denkmäler wurden für die gefallenen deutschen Soldaten der Kriege des 19. Jahrhunderts, aber auch der beiden Weltkriege errichtet, die oftmals „helden- und tugendhaft“ mit den typischen „deutschen Sieges-Symbolen“, wie es damals hieß, dargestellt wurden.
An andere Opfer der Gewaltherrschaft, wie Verfolgte und Zivilopfer, wurde nach 1945 nicht erinnert - das ist heute anders, betont Landrat Konrad Püning, der im April 2008 mit einer Delegation nach Auschwitz reiste, um einen Beitrag zum dortigen Gedenk- und Versöhnungshügel zu leisten. Einige der typischen alten Denkmäler sind inzwischen künstlerisch weiterentwickelt und umgestaltet worden; neue Mahnmale, die an die Opfer der Shoah erinnern, sind entstanden. Aus dem Kreis Coesfeld werden in der Ausstellung Beispiele aus Billerbeck und Coesfeld gezeigt. Als „klassisches“ Kriegerdenkmal aus dem Kreis Coesfeld wird das vom Bildhauer Wilhelm Haverkamp vor 100 Jahren in Senden geschaffene Denkmal mit der Darstellung des Heiligen Michael aufgegriffen. Er galt seinerzeit als Schutzpatron der Deutschen und der Soldaten. Historiker Matthias M. Ester aus Münster erinnert dabei auch an die Verhüllungsaktion im Rahmen der Haverkamp-Ausstellung im Frühjahr dieses Jahres, die von Gemeinde und Heimatverein Senden zusammen mit dem Kreis Coesfeld präsentiert wurde: Mit der im Vorfeld der Ausstellung sehr kontrovers diskutierten Verhüllung des Denkmals und der anschließenden Enthüllung haben die Organisatoren aus dem Kreis Coesfeld zum Nachdenken („Denk mal“) und zur Diskussion über die Aussage des Denkmals in der heutigen Zeit angeregt. Die Ausstellung in der Bürgerhalle der Bezirksregierung am Domplatz 1-3 in Münster ist noch bis zum 18. November 2009 während der Öffnungszeiten der Behörde zu sehen.