Vom „Armenhaus“ zum Vorzeigekreis des Münsterlandes - Kreisdirektor Joachim L. Gilbeau begeht 40-jähriges Dienstjubiläum
Es ist eine ganz besondere Bronzeskulptur, die Kreisdirektor Joachim L. Gilbeau seit vielen Jahren in Ehren hält: In seinem Dienstzimmer steht der „Habenichts“ – eine Figur aus dem Jahr 1978, die demonstrativ ihre leeren Hosentaschen vorzeigt. Damit steht sie für die Ausgangssituation nach der kommunalen Neuordnung 1975: Der kleine, neu zugeschnittene Kreis Coesfeld mit seiner ländlichen Prägung und einer tiefen Krise in der Textilindustrie wurde seinerzeit oft als „Armenhaus des Münsterlandes“ bezeichnet; Verarmung und Landflucht wurden befürchtet. Das Gegenteil war der Fall – mit Rekord-Arbeitsmarktdaten und einem langjährigen Bevölkerungswachstum. „An der überaus positiven Entwicklung unseres Kreises haben Sie wichtigen persönlichen Anteil“, betonte Landrat Dr. Christian Schulze Pellengahr, als er Gilbeau nun für vier Jahrzehnte im öffentlichen Dienst ehrte.
Gilbeaus 20-jähriges Jubiläum als Kreisdirektor, das er 2016 begehen konnte, werde damit „sogar noch getoppt“. Für einen Wahlbeamten seien dies überaus beachtliche Zahlen, hielt der Landrat fest – und skizzierte Gilbeaus Erfolge:
Dass sich alle Kreisliegenschaften in gutem Zustand befinden, ist wahrlich keine Selbstverständlichkeit.Gilbeau setzt dabei stets auf neue, möglichst wirtschaftliche Technologien, wobei er Ökonomie und Ökologie in Einklang bringt – vom sparsamen Blockheizkraftwerk im Kreishauskeller bis zu den Solarzellen auf dem Dach. Auch die behutsame, stilgerechte Renovierung des Kreishauses I trägt Gilbeaus Handschrift. Bei laufendem Betrieb wurde das Gebäude energetisch ertüchtigt – und auch die Kreisbeschäftigten wurden geschult, was ihren Energieverbrauch betrifft. Ein Hauptprojekt der vergangenen Jahre war für Gilbeau die Sanierung und Neukonzeption der Burg Vischering. Landrat Dr. Schulze Pellengahr hegte zwischenzeitlich schon die Vermutung, dass der Kreisdirektor seinen Hauptwohnsitz nach Lüdinghausen verlegen würde – so oft war er dort zu Besprechungen und Begehungen vor Ort. Zu Füßen des „Habenichts“ liegen, auf dem Podest verteilt, verschiedene Geldstücke. Sparsames Wirtschaften ist für Gilbeau eine Herzenssache. Trotz guter Konjunktur bleibt die Haushaltslage einiger Kommunen weiterhin angespannt; die öffentliche Hand dreht den CENT also mehrfach um, bevor sie ihn ausgibt. Umso wichtiger ist Gilbeau, der in den frühen 1980er Jahren in der niedersächsischen Finanzverwaltung und beim Finanzamt Osnabrück-Stadt tätig war, eine korrekte, penible, wirtschaftliche, aber zugleich auch weitsichtige Finanzpolitik und Haushaltsführung. Das Neue Kommunale Finanzmanagement führte Gilbeau mit großer Unterstützung seines Kämmereiteams und der Kreispolitik in den 2000er-Jahren ein; seit 2008 gelten auch für die Kreisverwaltung kaufmännische Standards. An den Ruhestand verschwendet Gilbeau, der 1953 in Osnabrück geboren wurde, noch keinen Gedanken; und auch nach der kleinen Jubiläums-Feierstunde mit vielen Gratulanten widmete er sich wieder dem Tagesgeschäft:
Es bleibt spannend beim Kreis!, lautete sein Fazit.