Organerkrankungen als Folge täglichen Alkoholkonsums - Krankenhausärzte berichten beim Fachabend
Wer regelmäßig Alkohol trinkt, geht ein erhebliches Risiko ein; massive Gesundheitsprobleme können die Folge sein. Über diesen Zusammenhang bei der Entstehung und Behandlung von Organschäden und neurologischen Erkrankungen berichteten nun Dr. Irmgard Greving und Dr. Chris Meyer. Die Chefärztin für Innere Medizin und der Oberarzt für Neurologie der Christophorus-Kliniken sprachen beim zweiten von drei interdisziplinären Fachabenden, an dem diesmal rund 100 Fachkräfte aus verschiedenen Berufsfeldern teilnahmen. Die Veranstaltung zum Themenschwerpunkt „Sucht, körperliche Begleiterkrankungen und Arzneimitteltherapie“ fand im Alten Hof Schoppmann in Nottuln-Darup statt.
Ein regelmäßiger Alkoholkonsum gilt als Auslöser für verschiedene körperliche Erkrankungen: Bereits bei einer Trinkgewohnheit ab täglich zwei Glas Bier oder einem Viertelliter Wein von Männern und einem Glas Bier oder einem Achtelliter Wein pro Tag von Frauen entsteht für Erwachsene ein Gesundheitsrisiko, das mit der Dauer und Dosis ansteigt – und für Minderjährige schon bei weit geringeren Mengen beginnt. In ihren Impulsvorträgen berichteten die beiden Mediziner, dass in den Krankenhäusern im Kreis Coesfeld jede Woche neue Patienten eingewiesen werden, deren schwerwiegende körperliche Erkrankungen – wie etwa Schädigungen von Leber, Bauchspeicheldrüse oder Nervensystem – auf den langjährigen erhöhten Konsum von alkoholischen Getränken zurückzuführen seien. Sie unterstrichen dabei den besonderen Nutzen von Früherkennung und frühzeitiger Behandlung, die auch den bestehenden Alkoholmissbrauch umfasst – auch mit dem Hinweis auf die gute Regenerationsfähigkeit, die im Anfangsstadium der Lebererkrankung durch Therapie und konsequente Alkoholabstinenz möglich ist. Ergänzend dazu referierte Dr. José-Manuel Borde-Ondarra, Chefarzt für Geriatrie der Christophorus-Kliniken, über grundlegende Schwierigkeiten der Arzneimitteltherapie bei der Behandlung von Menschen mit Mehrfacherkrankungen: Wenn mehrere Medikamente gleichzeitig eingenommen werden, seien Wechsel- und Nebenwirkungen schwer vorhersehbar.
Die besonderen Anforderungen, die eine ausreichende Versorgung von Sucht- und Mehrfacherkrankten mit sich bringt, und die Erfahrungen, wie die verschiedenen Beteiligten damit umgehen, wurden auf dem anschließenden Fachpodium aufgegriffen und erörtert. Daran nahmen stellvertretend eine Pflegedienstleiterin sowie jeweils ein Apotheker, Suchtberater, Sozialtherapeut, Patientenvertreter der Sucht-Selbsthilfegruppen und ein Chefarzt des St. Marien-Hospitals Lüdinghausen teil. Zwischen dem abschließenden Fazit von Denis Schinner, Moderator des Fachabends und Vorstandsmitglied der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen, sowie dem einführenden Grußwort von Dr. Mark Lönnies, Geschäftsführer der Christophorus-Kliniken, bestand Einigkeit: Zur Suchtkrankenhilfe im Kreis sei eine verbindliche Kooperation zwischen den verschiedenen beteiligten Disziplinen, aber auch zwischen ambulanten und stationären Stellen erforderlich – und der gemeinsame Fachabend ein gutes Beispiel in dieser Hinsicht.
Die Fachabendreihe ist eine Gemeinschaftsaktion 18 verschiedener Träger und Kooperationspartner in diesem Bereich und wird auf Initiative des "AK Sucht im Kreis Coesfeld" im Rahmen des "Landesaktionsplans gegen Sucht NRW" veranstaltet. Der dritte Fachabend findet am 24. Januar 2018 von 17:30 bis 20:30 Uhr wieder in Nottuln-Darup statt und befasst sich exemplarisch mit den Themen "Medikationsmanagement, Arzneimitteltherapiesicherheit und Medikamentenmissbrauch bei der Versorgung von Menschen mit Mehrfacherkrankungen". Anmeldungen nimmt zentral die AWO Sucht- und Drogenberatungsstelle in Dülmen entgegen – unter Telefon 02594 / 91000, der Faxnummer 02594 / 910030 oder per E-Mail an u.flasche@awo-msl-re.de. Nähere Informationen zum Programm und zur Teilnahme finden sich in der Einladung und im Faltblatt, die auf der Seitewww.drocoe.de zum Download bereit stehen.