Nachfolge für Hausärzte im Kreis Coesfeld - Initiative macht Rahmenbedingungen für Praxisübergaben zum Thema
„Ja, es war die richtige Entscheidung“, lässt Dominik Zeljko keinen Zweifel daran, mit dem Einstieg in eine Billerbecker Hausarztpraxis eine gute Wahl getroffen zu haben. Mit Dr. Eva Burth führt er seit April die zuvor von Dr. Wilhelm Theßeling und Dr. Volker Lebrecht betriebene Praxis fort. Hilfreich sei ein schrittweiser Einstieg gewesen: Vier Monate lang habe er zunächst gemeinsam mit den vorherigen Praxisinhabern arbeiten können.
Welche Bedingungen sind für Praxisübergaben günstig? Dies war eine der Fragen, zu deren Erörterung nun Dr. Jörg Siebert und Dr. Klaus Wessling zu Besuch kamen. Beide engagieren sich in der Gesundheitskonferenz-Initiative „Zukunft der ärztlichen Versorgung im Kreis Coesfeld“. Der Internist Zeljko traf dabei auf seinen früheren Chef, denn er war acht Jahre lang als Assistenzarzt im St. Marien-Hospital Lüdinghausen tätig, dessen Ärztlicher Direktor Dr. Siebert ist. Er habe sich dort sehr wohl gefühlt, aber auch schon vor dem Studium daran gedacht, eines Tages Hausarzt zu werden. Es sei dann eine bewusste Entscheidung gewesen, in eine ländliche Region zu gehen und nicht in eine Großstadt.
Dass keine Nacht- und Wochenenddienste – abgesehen von gelegentlichen Einsätzen in der Notfallpraxis – anfallen, erleichtere es ihm, Familie und Beruf miteinander zu verbinden. Zudem wurde vor einigen Jahren die sogenannte Residenzpflicht aufgehoben. Zeljko konnte deshalb mit seiner Familie in Nienberge wohnen bleiben. Es sind diese Veränderungen, die jungen Ärztinnen und Ärzten die Niederlassung einfacher machen sollen. Wenngleich es im Kreis Coesfeld zumeist noch gelingt, Praxisnachfolger zu finden, sieht dies in anderen Regionen schon deutlich kritischer aus.
Die Neuorganisation der ärztlichen Notfalldienste war ein wichtiger Beitrag, um für Entlastung zu sorgen und auch den Beruf des Hausarztes attraktiver zu machen. Dr. Lebrecht hat großen Anteil an dieser Reform, denn vieles von dem, was heute landesweit gilt, wurde in dem Notfalldienstbezirk erprobt, den er jahrelang verantwortlich organisierte. Es ist ihm anzumerken, dass er auch ohne Praxis noch immer mit Leib und Seele Hausarzt ist. „Das Vertrauen, das man sich da erwirbt, ist unglaublich.“ Die Wertschätzung in der Bevölkerung für diesen Berufsstand sei enorm. Lediglich die von ihm beklagte Regelungswut behagt ihm nicht. Dennoch sagt er:
Man muss seinen Frieden damit machen.Durch eine gute Organisation in der Praxis und mit der Unterstützung der Medizinischen Fachangestellten sei es so hinzubekommen, dass dem Arzt ausreichend Zeit für seine Patienten bleibt. Gerade für Neueinsteiger biete die Kassenärztliche Vereinigung eine umfangreiche Beratung an, ergänzt Zeljko, um sich im Regelungsdschungel zurechtzufinden und beispielsweise Abrechnungsfragen so zu klären, dass es am Ende nicht zu unangenehmen Überraschungen kommt. Dr. Wessling, der selbst in Coesfeld als Hausarzt tätig ist, weist auf eine inzwischen breite Palette an Niederlassungsformen hin: Eigenverantwortlich geführte Einzel- oder Gemeinschaftspraxis oder angestellter Arzt in Teil- oder Vollzeit. Ein weiteres Beispiel sind Ärzte, die sowohl stationär im Krankenhaus als auch ambulant in einer Praxis arbeiten. Im Lüdinghauser Krankenhaus gebe es mehrere Kollegen, so Dr. Siebert, die in dieser Weise aktiv sind. Krankenhäuser bieten gute Voraussetzungen für die interdisziplinäre Behandlung und den kollegialen Austausch. Als niedergelassener Arzt sei man zwar eher auf sich allein gestellt, müsse aber dennoch nicht gänzlich darauf verzichten. Im Kreisgebiet bestehende Qualitätszirkel und Ärzteringe werden als Beispiele genannt. Hinzu kämen die im Laufe eines Berufslebens wachsenden eigenen Netzwerke. Am Ende war die Antwort auf die Frage an Dominik Zeljko klar, was er einem früheren Kollegen raten würde, der sich mit dem Gedanken trägt, Landarzt zu werden:
Mach es!Die Arbeitsgruppe „Zukunft der ärztlichen Versorgung im Kreis Coesfeld“ bietet Medizinstudierenden und Studieninteressierten an, über einen E-Mail-Verteiler regelmäßig Informationen über die ärztliche Versorgung im Kreis Coesfeld zu erhalten. Anmeldung unter: med.info@kreis-coesfeld.de. Über diesen Verteiler werden für sie auch jährlich Treffen mit bereits im Kreisgebiet aktiven Ärztinnen und Ärzten organisiert. Das nächste wird Anfang 2016 im St. Marien-Hospital Lüdinghausen stattfinden.