Tage der seelischen Gesundheit mit Vortrag in Coesfeld: „Schmerz – Hilferuf der Seele. Was hält uns psychisch und körperlich gesund? Wege aus der Erkrankung“
Mit einem Vortrag von Peter Dudek am Freitag dieser Woche (28. September 2012) gehen die diesjährigen Tage der seelischen Gesundheit ins Finale. Ab 20:00 Uhr trägt der in Coesfeld niedergelassene Facharzt für Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie in der Familienbildungsstätte am Marienring vor.
Die Empfindung des Schmerzes ist eng mit unseren Gefühlen, wie Angst, Schrecken, Enttäuschung, Resignation, verbunden, so Dudek in einer Vorabinformation zum Vortrag. Die meisten von uns hätten noch gut in Erinnerung, wie sie sich im Kindesalter Schmerzen zugezogen haben, sei es etwa aufgrund eines Sturzes vom Fahrrad oder beim Sprung von einer Mauer. Zusätzlich zu den Schmerzen komme es dabei häufig zu heftigen Gefühlsreaktionen und zu dem Wunsch, getröstet zu werden. Das adäquate Verhalten der Umgebung, so vor allem der Eltern, oder auch der Freunde in dieser Situation spiele eine ganz wichtige Rolle dabei, ob wir uns aufgefangen und getröstet fühlen und dadurch auch den Schmerz schnell vergessen können, oder ob es – zusätzlich zu der bei diesem Unfall erlittenen körperlichen Blessur – zu einem seelischen Schmerz kommt. In seinem Vortrag wird Peter Dudek sowohl auf die von Seiten seines neurologischen Fachgebietes häufigsten Schmerzsyndrome eingehen – wie etwa Kopfschmerzen, Rückenschmerzen etc. –, aber auch auf die seelischen Auswirkungen dieser Schmerzen, wenn es dabei zum Auftreten einer Chronifizierung kommt. Es komme in der modernen Medizin häufig vor, dass von Seiten des Arztes, aber auch des Patienten, rasch der Versuchung nachgegeben wird, die mit Hilfe der modernen bildgebenden Verfahren wie Computertomographie und Kernspintomographie nachzuweisenden Veränderungen, so z. B. der Wirbelsäule, als Ursache der geklagten Rückenbeschwerden ausschließlich anzusehen. Ein rein somatisches Krankheitsverständnis könne dann in der Konsequenz ggf. zu einem raschen operativen Eingriff führen – oder zu einer für den Betreffenden unangemessenen Schonung des Bewegungsapparates, mit der Folge, dass sich seine Beschwerden im Laufe der Zeit eher verschlimmern. So sollte bei allen Schmerzsyndromen die Wechselwirkung von körperlichen, psychischen und sozialen Komponenten nicht vernachlässigt werden. Erwiesen sei, dass das Risiko, eine Rückenerkrankung zu erleiden, um den Faktor 7 höher ist, wenn etwa eine Unzufriedenheit am Arbeitsplatz bei dem Betroffenen vorliegt.
Schmerz kann sich verselbständigen und chronisch werden und damit zu einer deutlichen Einschränkung der Lebensqualität führen, berichtet Dudek. Häufig fühlten sich die Betroffenen nicht mehr verstanden von ihrer Umwelt.
Wenn ein Schmerz zunehmend mehr chronifiziert, dann kann es zu einer somatoformen Schmerzstörung kommen.Dabei werde von den Patienten ihr Schmerz als einziges oder wesentliches Leitsymptom bei der Konsultation eines Arztes dargestellt. Erst bei sorgfältiger psychiatrischer und psychotherapeutischer Abklärung fänden sich Hinweise auf eine Psychogenese dieser Beschwerden. Wenn bei den Patienten eine seelische Mitverursachung ihres chronifizierten Schmerzes angesprochen werde, rufe dies häufig zunächst bei den Betroffenen einen Widerstand hervor. Es erfordere meist sehr viel Geduld und Erfahrung eines Arztes oder Psychotherapeuten, um dem Patienten einen Zugang zu einem neuen Schmerzverständnis zu erleichtern, ihm damit zu einer neuen Sichtweise seines Beschwerdebildes zu verhelfen, dadurch eine Verbesserung seiner Lebensqualität zu erreichen und den „Teufelskreis des Schmerzes“ zu durchbrechen. Der Besuch des Vortrags ist kostenfrei. Weitere Informationen unter: www.kreis-coesfeld.de (siehe Logo links auf der Startseite).