Unbekannter Brief von Augustin Wibbelt entdeckt
Älteren Generationen dürfte er noch bestens bekannt sein: Augustin Wibbelt. Denn sein plattdeutsches Gedicht „Dat Pöggsken“ war Jahrzehnte Pflichtlektüre für Volks- bzw. Grundschüler. In diesem Jahr wäre Wibbelt, der als zentrale Figur der plattdeutschen Dichtung Westfalens um 1900 gilt, 150 Jahre alt geworden. Geboren am 19. September 1862 in Vorhelm (heute Kreis Warendorf) und dort auf dem elterlichen Hof aufgewachsen, war er nach Studien in Münster als katholischer Pfarrer in Mehr bei Kleve tätig. Diesen Absender trägt auch ein 80 Jahre alter Brief Wibbelts, der im Kreisarchiv Coesfeld aufbewahrt wird.
Sozusagen pünktlich zum 150. Geburtstag von Augustin Wibbelt fiel den Mitarbeitern der Burg Vischering in Lüdinghausen beim Umzug der Bibliothek ein handgeschriebener Brief des Schriftstellers und Dichters vom 4. November 1932 in die Hände. Zur adäquaten Aufbewahrung und archivischen Erschließung gab das Museum und Kulturzentrum des Kreises Coesfeld das papierne Fundstück in die Obhut des Kreisarchivs. „Ich bin froh, dass die Zeilen in Hochdeutsch abgefasst sind, denn handgeschriebenes Plattdeutsch hätte mich beim Lesen vor einige Probleme gestellt“, sagt Ursula König-Heuer.
Der Adressat des Briefes ist Heinrich Hünten in Essen-Bredeney; bisher konnte nicht geklärt werden, in welcher Beziehung Augustin Wibbelt zum Bürobeamten Hünten stand. Es liegt nahe, dass sich Hünten als Leser der Wochenschrift „Die christliche Familie“ an Wibbelt gewandt hatte, deren Redakteur Augustin Wibbelt von 1914 bis 1939 war. Wibbelt veröffentlichte darin jede Woche die Kolumne „Nur ein Viertelstündchen“; vermutlich wollte Hünten den Pfarrer und Schriftsteller in diesem Zusammenhang zu einem Kommentar über das Papsttum bewegen.
Wibbelts Zeilen sind die Antwort auf die Äußerung Hüntens über einen „historischen Roman“ des Schriftstellers „Mereskowski“: Hünten hat den nicht genannten Roman als „Wildling“ für ein katholisches Haus bezeichnet, da er durch das Buch offenbar die katholische Kirche und das Papsttum beschmutzt sieht. Wibbelt erwidert in seinem Brief, dass ein Roman sich nicht an historische Fakten und Daten halten müsse, sondern erfinden und ausmalen dürfe. Zudem benütze der Autor wahrscheinlich zweifelhafte Quellen, die keiner wissenschaftlichen Prüfung durch Historiker standhielten. Auch aus der Tatsache, dass es schlechte Päpste gegeben habe, wie Alexander VI. einer gewesen sei, solle man keine falschen Schlüsse hinsichtlich des Papsttums im Allgemeinen ziehen. Man dürfe dabei nicht die große Zahl der achtenswerten Päpste aus den Augen verlieren.
Ob es sich bei dem besprochenen Buch eventuell um einen historischen Roman des russischen Schriftstellers Dmitri Sergejewitsch Mereschkowski handeln könnte, bleibt eine Frage an die Forschung. Unter der im Brief verwendeten Schreibweise „Mereskowski“ konnte kein Schriftsteller ermittelt werden. Mereschkowski, der u.a. die Trilogie „Christ und Antichrist“ im Zeitraum von 1896 bis 1905 schrieb, wurde auch in Deutschland mit seinen Romanen und Novellen bekannt.
Anlässlich des 150. Geburtstages Augustin Wibbelts wird Dr. Robert Peters, Vorsitzender der Augustin-Wibbelt-Gesellschaft in Münster, am 25. Oktober 2012 auf der Burg Vischering in Lüdinghausen über Leben und Werk des westfälischen Dichters referieren. Auch für die münstersche Gesellschaft, mit der das Kreisarchiv in Kontakt steht, ist der aufgetauchte Brief eine Überraschung. Die letzte Seite des Briefes kann hier heruntergeladen werden:
Der Adressat des Briefes ist Heinrich Hünten in Essen-Bredeney; bisher konnte nicht geklärt werden, in welcher Beziehung Augustin Wibbelt zum Bürobeamten Hünten stand. Es liegt nahe, dass sich Hünten als Leser der Wochenschrift „Die christliche Familie“ an Wibbelt gewandt hatte, deren Redakteur Augustin Wibbelt von 1914 bis 1939 war. Wibbelt veröffentlichte darin jede Woche die Kolumne „Nur ein Viertelstündchen“; vermutlich wollte Hünten den Pfarrer und Schriftsteller in diesem Zusammenhang zu einem Kommentar über das Papsttum bewegen.
Wibbelts Zeilen sind die Antwort auf die Äußerung Hüntens über einen „historischen Roman“ des Schriftstellers „Mereskowski“: Hünten hat den nicht genannten Roman als „Wildling“ für ein katholisches Haus bezeichnet, da er durch das Buch offenbar die katholische Kirche und das Papsttum beschmutzt sieht. Wibbelt erwidert in seinem Brief, dass ein Roman sich nicht an historische Fakten und Daten halten müsse, sondern erfinden und ausmalen dürfe. Zudem benütze der Autor wahrscheinlich zweifelhafte Quellen, die keiner wissenschaftlichen Prüfung durch Historiker standhielten. Auch aus der Tatsache, dass es schlechte Päpste gegeben habe, wie Alexander VI. einer gewesen sei, solle man keine falschen Schlüsse hinsichtlich des Papsttums im Allgemeinen ziehen. Man dürfe dabei nicht die große Zahl der achtenswerten Päpste aus den Augen verlieren.
Ob es sich bei dem besprochenen Buch eventuell um einen historischen Roman des russischen Schriftstellers Dmitri Sergejewitsch Mereschkowski handeln könnte, bleibt eine Frage an die Forschung. Unter der im Brief verwendeten Schreibweise „Mereskowski“ konnte kein Schriftsteller ermittelt werden. Mereschkowski, der u.a. die Trilogie „Christ und Antichrist“ im Zeitraum von 1896 bis 1905 schrieb, wurde auch in Deutschland mit seinen Romanen und Novellen bekannt.
Anlässlich des 150. Geburtstages Augustin Wibbelts wird Dr. Robert Peters, Vorsitzender der Augustin-Wibbelt-Gesellschaft in Münster, am 25. Oktober 2012 auf der Burg Vischering in Lüdinghausen über Leben und Werk des westfälischen Dichters referieren. Auch für die münstersche Gesellschaft, mit der das Kreisarchiv in Kontakt steht, ist der aufgetauchte Brief eine Überraschung. Die letzte Seite des Briefes kann hier heruntergeladen werden: