Warum der Ganztag mehr wert ist - Auftaktveranstaltung des Regionalen Bildungsnetzwerkes in Dülmen
Warum ist der Ganztag mehr wert?Und er gab auch direkt eine erste Antwort:
Das Angebot des schulischen Ganztages ist nicht eindimensional, sondern erfüllt verschiedene, zentrale Aufgaben bzw. Anliegen.Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf nachhaltig zu verbessern, sei dabei für den Kreis Coesfeld eines der wichtigsten strategischen Ziele, das den Wünschen der meisten Menschen entspreche, hielt Püning fest. Es sei aber auch angesichts der demographischen Entwicklung und des sich abzeichnenden Fachkräftemangels ein Gebot unserer Tage. Der schulische Ganztag solle jedoch nicht auf die reine Betreuung reduziert werden, so Püning. Denn gerade in den Freiräumen abseits des schulischen Lehrplans könnten Kindern ganz individuelle Fördermöglichkeiten geboten werden. Auf dem Podium folgte unter professioneller Leitung von Alexander Ruhe, der als Fachbereichsleiter bei der Gemeinde Ascheberg tätig ist, ein informativer Austausch von Akteuren, die für die gemeinsame Umsetzung des Ganztages stehen. Franz-Josef Niehues, Bürgermeister der Gemeinde Rosendahl, führte aus, dass er keine Minute gezögert habe, die neuen Fördermöglichkeiten des Offenen Ganztages zu nutzen, um damit einen wesentlichen Beitrag zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf in seiner Gemeinde zu leisten. Egbert Große Ahlert von der Evangelischen Jugendhilfe machte deutlich, dass der Ganztag jener Ort sei, an dem die notwendige, aber noch lange nicht immer ausreichende Zusammenarbeit von Jugendhilfe und Schule praktiziert wird. Wichtige Voraussetzung, so Große Ahlert – und da stimmte ihm Schulrätin Dr. Walburga Henry zu – sei es, dass der Ganztag verlässliche qualitative Standards liefere. An der Schule von Sigrid Schallenberg, der Dietrich-Bonhoeffer-Schule in Senden, besuchen derzeit 120 Kinder den Offenen Ganztag.
Kindheit hat sich in den letzten Jahren zunehmend verändert. Die Einrichtung des Ganztages ist die Antwort hierauf und hat die Schule entscheidend verändert, berichtet die Schulleiterin. Ulrike Lonsing-Bußkamp, Schulleiterin der Marienschule in Ascheberg-Herbern, hat an ihrer Schule eine Übermittagsbetreuung eingerichtet.
Viele Eltern wünschen sich mehr Flexibilität, was den verbindlichen Zeitrahmen angeht, den die Offene Ganztagsschule vorgibt, betont die Pädagogin. Zu diesem Ergebnis sei auch unlängst eine Elternbefragung in Ascheberg gekommen. Die Sichtweise der Eltern brachte Christine Kolbe als Schulpflegschaftsvorsitzende der Dietrich-Bonhoeffer-Schule ein: Der Offene Ganztag sei eine Ergänzung; er entbinde Eltern nicht von der Pflicht, ihr Kind zu erziehen, sondern biete Anregungen und Unterstützung. Dr. Thomas Robers (Stadt Coesfeld) führte aus, dass die Kommunen als Schulträger vor Ort einen Balanceakt zu leisten haben, nämlich die Ressourcen bei immer knapperen Kassen überhaupt noch bereitstellen zu können. Die anschließende Diskussion in Kleingruppen war ebenfalls intensiv, wobei als zentrales Hindernis immer wieder die unflexiblen Nutzungszeiten des Offenen Ganztags genannt wurden, die letztlich in den Fördervorgaben des Landes begründet seien. Am Ende machte das Bildungsnetzwerk den Teilnehmerinnen und Teilnehmern das Angebot, sich weiter zum Thema auszutauschen, um voneinander zu lernen, aber auch um gemeinsame Positionen zum Thema zu erarbeiten. Rund die Hälfte der Anwesenden bekundete direkt ihr Interesse an einer weiteren Mitarbeit.
Zum Thema: Offene Ganztagsgrundschulen (OGS) im Kreis Coesfeld
- Seit 2003 wird in NRW das Angebot des Offenen Ganztages gezielt und flächendeckend gefördert.
- Aktuelle Grundlage für die Umsetzung ist der Erlass des Ministeriums für Schule und Weiterbildung vom 23.10.2010.
- Der Schulträger ist Antragsteller und beauftragt in der Regel Externe als Träger für die OGS.
- In 10 von 11 Städten und Gemeinden des Kreises Coesfeld gibt es Angebote des Offenen Ganztages. 28 und damit etwa ¾ der 39 Grundschulen im Kreisgebiet halten ein solches Angebot vor.
- In 66 klassenübergreifenden und altersgemischten Gruppen besuchen dabei 1607 Schüler und Schülerinnen eine OGS. Im Verhältnis zu Gesamtzahl der Grundschüler/innen bedeutet dies eine Quote von 18,6 %.
- Neben den Offenen Ganztagsgrundschulen, bei denen die Anmeldung in der Regel zur regelmäßigen und täglichen Teilnahme verpflichtet, gibt es die Betreuungsangebote „Schule von acht bis eins“, „Dreizehn Plus“ und die „Pädagogische Übermittagbetreuung“. Eine regelmäßige und tägliche Teilnahme an diesen Angeboten ist nicht erforderlich.
- Den Ausgestaltungsmöglichkeiten ist über die bereitstehenden Finanz- und Sachressourcen ein Rahmen gesteckt, den es möglichst einfallsreich und effektiv zu nutzen gilt.
- Konditionen für die Förderung:
· Im Rahmen des Konjunkturpaketes II wurden bauliche Maßnahmen vom Bund gefördert.
· Die laufenden Personalkosten werden vom Land NRW gefördert.
- Die kommunale Umsetzung ist sehr vielfältig und somit auch unterschiedlich in Bezug auf:
· die Träger der OGS (z. B. Wohlfahrtverbände, Fördervereine, Sportvereine oder Träger aus der Jugendhilfe)
· die Angebote (z.B. Hausaufgabenhilfe, Sport, Musik aber auch die gezielte Förderung im Rahmen der „Sozialen Gruppenarbeit“)
· die Verzahnung von Vormittag und Nachmittag
· die pädagogischen Konzepte
· die Einbindung außerschulischer Partner und
· die Erhebung von Elternbeiträgen.