Wie die Wallhecke zur Energiequelle wird - Heckenmanager Jan-Bernd Brüninghoff startet in Rosendahl
Wie die typischen Wallhecken des Münsterlandes zur Energiequelle werden können, demonstriert Jan-Bernd Brüninghoff, der neue Heckenmanager des Kreises Coesfeld, am Beispiel der Gemeinde Rosendahl. Über 13 Kilometer Hecke hat er allein dort schon in seiner Datenbank erfasst - ein wahrer „Schatz“, wie er Landrat Konrad Püning und Bürgermeister Franz-Josef Niehues bei einem Ortstermin am Klärwerk in Osterwick erläuterte. Denn wenn die Hecken jetzt im Winter zurückgeschnitten werden, fällt wertvolle Biomasse an für das umweltschonende „Heizen mit Holz“. Doch Brüninghoff stellt nicht nur die Verwertung des Heckenschnitts sicher, sondern auch die regelmäßige, kostengünstige Pflege der Wallhecken.
Der Kreis Coesfeld beteiligt sich damit an einem grenzüberschreitenden EUREGIO-Projekt: Die vier Münsterlandkreise mit dem Kreis Steinfurt als Initiator und der Landkreis Grafschaft Bentheim arbeiten mit drei Landschaftsschutzvereinen aus der niederländischen Region Achterhoek zusammen. Gemeinsam bauen die Partner ein System des Hecken-Managements auf, das neben der energetischen Nutzung der Biomasse auch die Landschaftspflege unter Beachtung ökologischer Erfordernisse zum Ziel hat.
Dazu werden lokale Marktstrukturen für Holz aus der Landschaftspflege aufgebaut, die sich autonom weiterentwickeln können, erläutert Landrat Konrad Püning die Vorgabe. Als Grundlage dient ein internetbasiertes Informationssystem (www.energiequelle-wallhecke.de), über das auch Landwirte ihre Hecken anmelden können. In einem ersten Schritt hat Brüninghoff, der gleichzeitig mit einer halben Stelle beim Betriebshilfsdienst Coesfeld beschäftigt ist, 19 Wallhecken auf dem Gebiet der Gemeinde Rosendahl mit einer Gesamtlänge von 13,7 Kilometern strukturell erfasst - in enger Abstimmung mit der Umweltabteilung des Kreises. Danach erfolgte eine breit angelegte Preisabfrage für die Heckenpflege - und die Auftragsvergabe an zwei Unternehmen, die kostenneutral arbeiten („Ernte gegen Holz“) bzw. für das Endprodukt Holzhackschnitzel einen Festpreis pro Kubikmeter zugesagt haben.
Alle neun bis zwölf Jahre müssen die Wallhecken auf den Stock gesetzt und kurz über dem Boden fast vollständig abgeschnitten werden, damit sie dann wieder austreiben können, erläutert Jan-Bernd Brüninghoff. Für diese Pflege ihrer bereits erfassten Wallhecken entstehen der Gemeinde Rosendahl durch das Projekt nun keine Kosten mehr, und der örtliche Bauhof, der bislang die nötigen Arbeiten im Alleingang ausführte, wird deutlich entlastet:
Jetzt haben wir einen Weg gefunden, wie wir die Wallhecken regelmäßig pflegen können, ohne den gemeindlichen Haushalt zu belasten - im Gegenteil: Wir erzielen aus der Verwertung des Holzes noch einen Ertrag, freut sich Bürgermeister Franz-Josef Niehues. Die Gemeinde Rosendahl hat rund 60 km Wallhecken, die an gemeindlichen Wirtschaftswegen stehen. Da der gemeindliche Bauhof selbst nicht über die professionellen Maschinen verfügt, die dafür jetzt zum Einsatz kommen, war es in der Vergangenheit nicht möglich, alle Wallhecken regelmäßig „auf den Stock“ zu setzen. „Die Erkenntnisse aus dem Pilotprojekt in Rosendahl wollen wir auf weitere Orte des Kreises Coesfeld übertragen“, zeigt Landrat Konrad Püning die Perspektive auf - und betont die ökonomischen und ökologischen Vorteile. Denn auch andere Städte und Gemeinden, aber auch private Wallheckenbesitzer im Kreisgebiet können sich bei Bedarf und Interesse für das Programm anmelden. Ansprechpartner ist Jan-Bernd Brüninghoff unter Telefon 02541 / 8446 114 (E-Mail: jan-bernd.brueninghoff@kreis-coesfeld.de).